Die Schizophrenie gehört zu einem der spannensten und gut erforschten Themen der Psychologie. Es ist eine schwere psychische Störung, die den Realitätskontakt sowie das Urteilsvermögen des Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Sie ist bis zum heutigen Tag noch immer mit erheblichem Stigma verbunden und schwer behandelbar.
Es gibt verschiedene Erscheinungsformen einer schizophrenischen Erkrankung und ebenso sind ihre Ursachen vielfältig. Ein niedriger sozioökonomischer Status, dessen Korrelation sich vermutlich durch sozialen Abstieg in Folge der Erkrankung („social drift“-Hypothese) erklären lässt, ist einer der dokumentierten Gründe der psychischen Krankheit. Das Aufwachsen in einer Großstadt stellt ein Risikofaktor dar. Ebenso gelten perinatale Hirnschädigungen als Folge von Geburtskomplikationen durch Sauerstoffmangel, eine Virusinfektionen der Mutter während der Schwangerschaft sowie eine Vererbbarkeit der Erkrankung als Risikofaktoren für das Auftreten einer Schizophrenie.
Interessant ist jedoch, dass es bislang keinen dokumentierten Fall von blinden Personen gibt, die jemals eine Schizophrenie ausgebildet hätten. Gemeint sind damit blinde Menschen, deren visuelle Beeinträchtigung angeboren ist oder innerhalb der ersten Lebenswochen eingetreten ist.
Eine angeborene oder frühe Blindheit ist im Allgemeinen nicht gegen eine Störung der geistigen Tätigkeit geschützt. Eine angeborene Taubblindheit ist ebenfalls kein Schutz gegen den Ausbruch einer schizophrenen Erkrankung.
Eine Studie zeigt, dass laut früheren Berichten ein Mangel an Ausbruch einer Schizophrenie bei Menschen mit einer Blindheit festgestellt wurde. Der Artikel stellt die Hypothese auf, dass diese die Kognition verändert und die Neuroplastizität in einer Weise fördert, die Schutzeffekte gegen schirzophrene Störungen verleiht. Die überprüften Beweise zeigen, dass Schizophrenie in erster Linie eine kognitive Störung ist. Viele der kognitiven Funktionen, die bei Schizophrenie beeinträchtigt sind, treten bei der Blindheit verstärkt auf. Die Blindheit beinhaltet eine reduzierte Flexibilität in der Sprache und in der dynamischen Darstellung des Körpers. Diese Reduktionen können vor Denkstörungen bzw. Veränderungen in der Erfahrung des Selbst schützen.
Da die Blindheit nicht vor anderen Störungen schützt, ist dies ein Hinweis dafür, dass es einen besonderen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und visueller Verarbeitung gibt.
Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2012.00624/full